Gut gemeint ist nicht immer gut!

Gut gemeint ist nicht immer gut. Denn all zu oft meint man es gut und richtet mit seinem Tun mehr Schaden an als einem Lieb oder auch nur bewusst ist.

Dieser Gedanke schoss mir wie ein Blitz durch den Kopf, als wir, vier meiner Kinder und ich, diese Woche auf dem Weg zum Zahnarzt, an einem kleinen Vögelchen vorbeigingen.

Ein süßes kleines Lebewesen, dass scheinbar verloren und hilflos, am Rande des Gehsteigs, bei einem Hauseingang saß.

Sichtbar flugunfähig und so ruhig, dass es ein leichtes gewesen wäre es einzufangen, drückte es sich in den harten Pflasterstein.

Müsste ihm nicht geholfen werden?

NEIN

Nein, dem kleinen Vogel musste auf gar keinen Fall geholfen werden!!!!

Falls Du solch einem Tier begegnest und es nicht klar erkennbar unbefiedert oder verletzt ist, dann tue ihm den Gefallen und helfe ihm nicht!

Deine Hilfe könnte ihn sein Leben kosten.

Gut gemeint ist nicht immer gut. Bitte helft keinen kleinen Vögeln!

Die Welt ist derzeit voll von kleinen flugunfähigen Vögeln

Bereits vor zwei Wochen bin ich einem solchen Geschöpf auf dem Campingplatz in Erquy begegnet. Allerdings hatten es die Kinder bereits umzingelt und vom Boden aufgehoben, während die Vogeleltern im Baum daneben „Zeter und Mordio“ schrien und vor Ohnmacht fast vom Baum vielen. Zum Glück für die Kinder waren es keine Krähen.

Das Vogelkind hingegen war auch damals ganz ruhig. Es saß in der offenen Hand der Nichte meines Mannes, machte sich ganz klein und versuchte nicht ein Mal zu fliehen.

Damals war es wirklich schwer, die Kinder dazu zu bewegen, den süßen Piepmatz wieder auf den Boden zu legen und einfach in Frieden zu lassen.

Insbesondere meine Jüngste vergoss bittere Tränen. Hatte sie sich doch selbst für einen kurzen Augenblick in der Rolle der treusorgenden „Vogelmama“ gesehen. In ihren Gedanken bereits ein Nestchen für das Vögelchen zurechtgemacht.

Tja und dann kam ich und zerstörte ihre Träume. Bin anscheinend echt gut als „Träumezerstörerin“! Mein Mann und meine Kinder können ganze Arien von singen.

Dieses Mal war es zum Glück nicht ganz so schlimm. Die Kinder akzeptierten ohne irgendwelche Anstalten, dass der Vogel nicht mitgenommen wird.

Ich war selbst erstaunt. Denn die Kinder versuchten nicht ein Mal das Tier zu berühren. Anscheinend sind meine Ausführungen beim letzten Mal doch in ihren Köpfen hängengeblieben. Gut so!

Beim Anblick der Drossel musste ich wieder an das Vögelchen denken, welches vor Jahrzehnten Opfer meiner kindlichen Fürsorglichkeit wurde. Ohne die wäre es bestimmt wesentlich älter geworden.

Nun vielleicht war das Tier, welches ich damals fand tatsächlich krank und wäre ohnehin gestorben. Allerdings glaube ich das nach meiner Erfahrung mit den Amseln, die letztes Jahr in unserem Olivenbaum genistet haben nicht mehr. Spätestens da, bin ich derartiger Illusionen gänzlich beraubt worden.

Es ist wirklich erstaunlich, in welch scheinbar „hilflosen“ Zustand die Vögel ihr Nest verlassen. Jedenfalls war das bei unserer kleinen Amsel der Fall.

Als die kleine Amsel ihr Nest verließ war sie längst nicht fertig gefiedert und weit davon entfernt auch nur annähernd flugfähig zu sein.

Sie ist nicht etwa zufällig aus dem Nest gefallen. Denn an dem Tag, an dem sie uns verließ, verschwand ebenfalls das „Windei“ aus dem Nest. Tags zuvor war es noch da. Das war kein Zufall. Die Amseln hinterließen ihr Nest ganz offensichtlich „Besenrein“.

Sie und das Ei sind auch keinem Fressfeind zum Opfer gefallen. Entgegen meinen Befürchtungen hatte sich keine der streunenden Katzen, keine Elster oder die uns in den Jahren davor besuchenden Eichhörnchen an ihnen vergriffen. Wir sahen das kleine Vögelchen noch in der Hainbuchenhecke unseres Gartens sitzen.

Als die Amsel das Nest verließ, konnte sie noch lange nicht fliegen. Auch eine Woche später als sie wieder im Garten aufkreuzte und ihren Vater mit „Futteransprüchen“ terrorisierte, konnte sie nicht wesentlich besser fliegen als ein Sack Kartoffeln, nach einem kräftigen Tritt.

Woher ich weiß, dass sie es war? Nun, das Tierchen hatte eine sehr widerspenstig abstehende Feder am Köpfchen. Man konnte sie noch Wochenlang an ihr erkennen.

Also noch ein Mal… auch wenn die kleinen Vögel sehr hilfsbedürftig aussehen, sie brauchen zumeist nicht unsere Hilfe.

Manchmal gibt es natürlich Ausnahmen. Im Stall verlässt derzeit der nächste Schwung Schwalben ihre Nester. Man muss in den Gängen aufpassen, um nicht auf sie zu treten. Wenn sich so ein Vögelchen dann in einer Pferdebox befindet, dann sollte man es doch schon einfangen und aus der Box befördern, bevor es unter die Hufen kommt.

Warum ich all das hier schreibe?

Warum ich all das hier schreibe, vermutlich weil ich nach über 30 Jahren, wegen dem „todgepflegten“ Vögelchen immer noch ein schlechtes Gewissen habe.

Vor allem nach unserer Erfahrung mit den kleinen Amseln.

Und weil ich letztes Jahr auch festgestellt habe, dass nicht nur kleine Kinder kleine Vögel unbedingt „retten“ wollen.

Denn letztes Jahr bat eine Frau auf Facebook um Hilfe, weil sie nicht einer kleinen Elster, die sie auf dem Weg zur Arbeit erspäht hatte“helfen“ konnte. Zum Glück für die kleine Elster, kann man da nur sagen.

Es war bestimmt eine wunderbare, großherzige und mitfühlende Frau aber der kleine Vogel brauchte vermutlich keine Hilfe. OK. in der Stadt ist es für alle gefährlich, aber wir alle müssen lernen in ihr zu überleben.

Wir machen uns da oft viel zu viele Gedanken, leiden dann sogar unter schlechtem Gewissen, weil wir nicht helfen konnten.

Manchmal kann unsere Empathie, die eigentlich vom unschätzbaren Wert ist, unnötigen Schaden ausrichten.

Was denkst Du?

Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen.

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