Erlernte Hilflosigkeit kann man auch verlernen

Erlernte Hilflosigkeit – Kannst Du „verlernen“

Hast Du schon mal etwas von erlernter Hilflosigkeit gehört?

Falls, nein, dann erfährst Du gleich etwas darüber und welche Folgen sie hat.

Erlernte Hilflosigkeit, was ist das?

Unter der erlernten Hilfslosigkeit versteht man einen psychischen Zustand, in dem die Betroffenen der Ansicht sind, keine Kontrolle über ihr Leben zu haben. Sie beschreibt die vorgefasste Erwartung einer Person, bestimmte Situationen oder Sachverhalte nicht kontrollieren und beeinflussen zu können.

Der Begriff selbst wurde von den amerikanischen behavioristischen Psychologen Martin E.P. Seligman und Steven F. Maier geprägt.

Diese führten Versuche mit Hunden und anderen Tieren durch.

So setzten sie Hunde in einer Box Elektroschlägen aus. In der ersten Testgruppe, konnten sich die Tiere den Elektroschlägen entziehen. Was sie auch taten.

In der zweiten Versuchsgruppe war das den Tieren nicht möglich.

Wenn diese Tiere merkten, dass sie sich den Elektroschlägen auf keinerlei Weise entziehen können, wurden sie apathisch, verweigerten das Essen und starben schlussendlich.

Wurden die Tiere, nachdem sie apathisch geworden sind hingegen in eine andere Box verbracht, in welcher sie sich den Elektroschlägen leicht hätten entziehen können, so taten sie das dennoch nicht.

Fragt mich bitte nicht was ich von solchen Versuchen halte.

Wie entsteht sie?

Die erlernte Hilflosigkeit entwickelt sich aufgrund von negativen Lebenserfahrungen, die bis weit hinein in die Kindheit reichen können. Also Kindheitserfahrungen und Beziehungs- und allgemeinen Lebenserfahrungen im Erwachsenenalter.

Dabei wird ihre Entstehung von individuellen Charaktereigenschaften des Einzelnen begünstigt.

Besonders gefährdet sind dabei Personen, die alles problematisieren, Probleme immer persönlich nehmen und keinen Abstand zu diesen gewinnen können. Deren Gedanken also ständig um Probleme kreisen.

Das Problem bei der erlernten Hilflosigkeit ist damit nicht ein tatsächlicher Kontrollverlust, sondern die Selbstwahrnehmung der betroffenen Person. Ihre Vorstellung von ihrer Fähigkeit die Situation beeinflussen und das Problem lösen zu können.

Natürlich Spielen auch die Anzahl und Intensität der gesammelten negativen Erfahrungen eine Rolle.

Wir alle fühlen uns ab und zu hilflos. Das ist eine natürliche Reaktion auf unvorhergesehene negative Ereignisse. Die Meisten von uns „fangen“ sich jedoch nach einiger Zeit wieder. Manchmal wird es aber problematisch. Nämlich dann, wenn die Hilflosigkeit zu einem Dauerzustand wird und sich das Gefühl auf immer mehr Lebensbereiche auswirkt.

Erlernte Hilflosigkei, wie sie entsteht und wie man sie bekämpft

Was bedeutet dieser Zustand für die Betroffenen

Die von der erlernten Hilflosigkeit betroffenen Personen neigen dazu in die Opferhaltung zu verfallen. Innere Dialoge wie: “ Das konnte ja nur mir passieren“, „meine Wünsche zählen nicht“ „Ich bin zu schwach /zu dumm/ zu machtlos“ sind ihre ständigen Begleiter und bestimmen zunehmend ihre Selbstwahrnehmung.

Dabei resignieren die Betroffenen immer mehr. Statt etwas an ihrer Situation zu ändern, werden sie zunehmend depressiv und apathisch. Denn in ihrer eigenen Selbstwahrnehmung, können sie selbst an ihrer Lage nichts veränder. Was Außenstehende natürlich ganz anders sehen.

Es kommt zu einer Abwärtsspirale. Die Betroffenen halten sich auf immer mehr Gebieten für immer mehr inkompetenter.

Es machen sich bei ihnen Defizite in folgenden Bereichen bemerkbar;

Motivation: Den Betroffenen fehlt der Antrieb etwas an der bestehenden negativen Situation zu verändern. Sie fühlen sich dazu geradezu außerstande.

Kognitive Fähigkeiten: Verminderung des Erinnerungsvermögens und der Konzentrationsfähigkeit. Probleme beim Erkennen von Ursache – Wirkung – Beziehungen, Lernschwierigkeiten.

Emotionen: Apathie, Furcht, schlechte Laune und erhöhte Reizbarkeit.

Verhalten: Minderung der psychischen Reaktionsfähigkeit.

Tja, und natürlich führen diese dazu, dass sich die Betroffenen immer unfähiger und hilfloser fühlen. Ihre soziale Kompetenz nimmt immer mehr ab. So haben sie oft Probleme damit, Gespräche anzufangen, über persönliches zu sprechen, ihre Meinung zu äußern, Kritik anzunehmen

Die erlernte Hilflosigkeit hindert die Betroffenen an der Verbesserung ihrer schlechten Situation, verschlimmert und verfestigt diese immer mehr.

Erlernte Hilflosigkeit ist oft bei Langzeitarbeitslosen und Opfern häuslicher Gewalt zu beobachten.

Arbeitslose wissen, dass die Zeit gegen sie arbeitet. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit mindert das Selbstwertgefühl und den sozialen Status des Betroffenen. Zukunftsängste machen sich breit. Wenn die Arbeitslosigkeit lange andauert und sich die Absagen häufen gewinnt der Betroffenen immer mehr das Gefühl, zu unqualifiziert, zu alt oder sonst was für die Arbeit zu sein, was sich wiederum negativ auf seine Arbeitssuche auswirkt.

Leonore Walker, welche Jahrelang das Verhalten von unter häuslicher Gewalt leidenden Frauen untersuchte, fand heraus, dass sich die betroffenen Frauen anfangs durchaus beherzt(Bitten/Drohen/Gegengewalt) gegen die häusliche Gewalt zur Wehr setzten. Erst die wiederholte Unwirksamkeit ihrer Versuche die Situation zu verändern führte zu dem Ohnmachtsgefühl der Hilflosigkeit.

Die Angenehmen Seiten der erlernten Hilflosigkeit

Das, was ich eben geschrieben habe, klingt sehr bedrückend, nicht wahr? Aber erlernte Hilflosigkeit ist auch ein Zustand, in dem man es sich selbst gemütlich machen kann. Viele merken gar nicht, dass sie in diesem Gedankenmuster gefangen sind.

Im Grunde ist die erlernte Hilflosigkeit eine natürliche Reaktion auf uns überwältigende negative Ereignisse. Zweidrittel der Personen, welche man in eine Situation versetzt, auf deren Verlauf sie keinerlei Einfluss haben, gerät zumindest Zeitweise in diesen Zustand. Nur Eindrittel weigert sich aufzugeben und sucht nach Lösungen.

Vielleicht ist das der Grund warum gerade in Kriesenzeiten, nach Eintritt von Katastrophen oder Kriegen die Menschen sehr „gläubig“ werden.

Erlernte Hilflosigkeit kann auf sozialer Ebene geradezu „ansteckend“ sein…. Glaubst Du nicht?

Schon mal etwas von Mindset gehört? Erlernte Hilflosigkeit kann zum sozialen Mindset werden, welches uns von unserem sozialen Umfeld „eingeimpft“ wird.

Durch gezielte Planung kann man die erlernte Hilflosigkeit bekämpfen

Die erlernte Hilflosigkeit bekämpfen – warum Planen helfen kann!

Wie schon erwähnt ist die erlernte Hilflosigkeit im Grunde eine natürliche Reaktion auf sich häufende negative Lebenserfahrungen. Genau so, wie sie erlernt wird, kann sie auch verlernt werden. Das Gefühl der Hilflosigkeit bekämpft man am besten damit indem man sein Gefühl der Selbstwirksamkeit aufbaut. Ganz langsam, stritt für Schritt.

Es geht darum, dass du dir Möglichkeiten schaffst die Erfahrung zu machen, dass kleine gezielte Handlungen von dir zu den erwünschten Resultaten führen.

Du kannst mit der bewußten Planung von ein paar Aufgaben für den nächsten Tag beginnen. Das können auch tägliche Verpflichtungen sein, wie Wäsche – waschen, -falten, – zusammenlegen oder Handlungen die deiner Weiterentwicklung dienen, wie „täglich 10 neue Englischvokabeln lernen“, jeden Tag 10 Minuten lesen, Gymnastik treiben oder was dir sonst noch einfällt.

Bei der Planung solltest Du den Ball flach halten. Nehme dir nicht zu viel vor. Mache dir eine Liste der Aufgaben und hacke sie in deiner Lieblingsfarbe ab.

Wichtig ist, dass Du das, was du dir vornimms, auch tatsächlich durchführen kannst.

Auf diese Weise wird dein Selbstwirksamkeitsgefühl trainiert.

Selbst so banale Dinge, wie zum Friseur zu gehen können können helfen.

Kommt dir das zuvor Geschrieben irgendwie bekannt vor ? Na, erkennst Du es wieder?

Wenn Du bei mir schon öfters bei mir vorbeigeschaut hast, dann sollte dich das sehr stark an das Prinzip von FlyLady und damit auch FlyKondo erinnern.

Ich denke, das ist der Grund warum sich diese Systeme so großer Beliebtheit erfreuen. Es geht dabei, um mehr als nur stumpfsinnig die Wohnung sauber zu halten.

Du merkst nach einiger Zeit, dass du „Was“ schaffst. Nach und nach kriegst Du ein Gefühl davon, dass deine Handlungen das von dir gewünschte Ergebnis bringen und traust dir deshalb immer mehr zu,

Natürlich es gibt Fälle in denen kann nur ein Spezialist helfen, ein Coach oder vielleicht sogar nur noch der Psychologe oder Psychiater deines Vertrauens.

Ich denke man sollte keine Scheu haben, vor allem die letzteren, aufzusuchen. Mittlerweile geht man wegen Zahnschmerzen ja auch zum Zahnarzt und nicht zum Schmied, oder? Natürlich, nicht jeder ist gut und gleich kompetent, aber ein klein Wenig Vertrauen musst Du haben.

Bei den meisten reicht es jedoch, sich kleine Aufgaben zu planen und diese konsequent zu verwirklichen, um nach und nach immer mehr an sich selbst und seine Fähigkeiten zu glauben.

Es gibt keine Veränderung ohne Veränderung und entsprechendes Handeln.

Das allerwichtigste ist es jedoch der Entstehung der erlernten Hilflosigkeit entgegen zu wirken. Das ist eine besondere Herausforderung an uns Eltern.

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